Zwei Königskinder, ein Knopf im Schnupftuch und die Sinnfrage – ursprünglich als sozialkritisch-bissige Satire geschrieben, verbindet Georg Büchners Klassiker Leonce und Lena Märchen mit Melancholie, Romantik mit Revolte und Poesie mit Popo:
Im winzigen Königreich Popo scheint alles in Ordnung. König Peter vergisst zwar permanent, sich an wichtige Dinge zu erinnern – zum Beispiel sein Volk –, aber Hofzeremoniell und Regierungsgeschäfte gehen ihren gewohnten Gang. Die Untertanen darben wie eh und je und auch sonst besteht kein Grund zur Klage. Nur Thronfolger Leonce mag nicht mitspielen. Voller unbestimmter Sehnsucht hat er so gar keine Lust, standesgemäß die ihm unbekannte Prinzessin Lena von Pipi zu heiraten! Im Lande Pipi dasselbe Bild: Auch Prinzessin Lena entsetzt die Aussicht auf eine Ehe mit jemandem, den sie noch nie gesehen hat: „Warum schlägt man einen Nagel durch zwei Hände, die sich nicht suchten?“ Kurzerhand und unabhängig voneinander beschließen beide Königskinder zu fliehen – und laufen sich prompt direkt in die Arme. Können sie den ihnen zugewiesenen gesellschaftlichen Rollen entkommen? Und auf wessen Rücken wird eigentlich die Komödie der Macht gespielt?
Die aktuell für den Theaterpreis „Faust“ 2025 nominierte Regisseurin Jana Vetten inszeniert Büchners Weltschmerz-Parodie als humorvollen und bilderstarken Theaterabend mit Live-Musik von Kalle Kummer. Der Musiker, Komponist und Darsteller hat nicht nur die Musik für diese Inszenierung komponiert, er steht auch als Musiker und Büchners Geist „Schorsch Typhus“ zusammen mit dem Ensemble des Schauspiel Dortmund auf der Bühne, ebenso wie sechs junge Dortmunder*innen, die als Bewegungschor den Hofstaat an König Peters Hof lebendig werden lassen.