Öffentliches Gespräch mit Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl der/des Bonner Oberbürgermeister*in 2025
Das Erinnern hat immer eine politische Dimension. Ob sich Menschen an bestimmte Ereignisse der Vergangenheit erinnern und wie sie sich dieser Ereignisse erinnern, hat immer etwas mit dem politischen Interesse in der Gegenwart zu tun und damit auch mit den Zielen für die Zukunft. Wenn Rechtspopulisten die Forderung nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ zu ihrem kulturellen Mantra machen, dann beschreiben sie damit ihren Anspruch, zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen frei von historischer Belastung nach ihrem Gusto gestalten zu können. Gleichzeitig ergeben Umfragen wie die der Stiftung „Erinnerung Verantwortung Zukunft“, dass es eine größer werdende Gruppe von Menschen in der Bevölkerung gibt, die sich nach einem „Schlussstrich“ sehnen und damit die „Vergangenheit hinter sich lassen“ wollen.
Beiden Entwicklungen gilt es, sich entgegenzustellen. Denn „Erinnern ist Zukunft. Demokratie stärken mit Erinnerungskultur“ heißt es daher im Positionspapier des Deutschen Städtetages aus dem Jahr 2023, in dem die kommunale Familie dem Erinnern eine wichtige Funktion im kommunalen Handlungsfeld zuweist. Das überrascht nicht, denn "Erinnerung bedarf der Konkretisierung, und die erfolgt immer im Kleinen, also in der unmittelbaren Lebenswelt.“, wie Wolfgang Benz in seinem aktuellen Buch „Zukunft der Erinnerung“ ausführt.
Neben der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus, die zu oft und zu lange verdrängt und ausgeblendet wurden, treten mehr und mehr weitere „Erinnerungslücken“ in das Blickfeld der Erinnerungskultur. Seien es die Verbrechen während der Kolonialzeit, die Verfolgung von Homosexuellen oder Roma und Sinti oder auch die Erinnerung an das Schicksal der Deserteure – alle diese Bausteine einer demokratiestärkenden Erinnerungskultur gilt es aufzugreifen. Und auch die Demokratiegeschichte verdient mittlerweile eine aktivere Ausleuchtung.
Dabei ist es wichtig, die Zivilgesellschaft und ihre Initiativen mitzunehmen und die Erinnerungskultur gesellschaftlich aktiv zu betreiben. Dafür braucht es Träger, aber auch Orte, Anlässe, Räume.
Aber was bedeutet das jetzt für Bonn?
Bonn hat im Jahr 2024 ein Konzept kommunaler Erinnerungskultur partizipativ erarbeitet und eine breite Landschaft kommunaler Akteure hat dieses Thema aufgenommen.
An der gemeinsamen Zielsetzung einer demokratischen Erinnerungskultur scheint kein Zweifel zu bestehen, obgleich nicht ausgemacht ist, ob alle Handlungsfelder der Erinnerungskultur gleichermaßen Wertschätzung erfahren und verfolgt werden (sollen).
Und was bedeutet es für die Erinnerungskultur, auch in Bonn, wenn die Zeitzeugen verloren gehen? Welche Arbeit, welche Formate können das, müssen das ersetzen?
Und, wie so oft, bedarf es für aktive Arbeit auch finanzieller Mittel, die nicht zur Verfügung stehen.
Also: Was tun? Woran arbeiten?
Darüber wollen wir mit den Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl der/des Bonner Oberbürgermeister*in 2025 diskutieren.
Eingeleitet wird das Gespräch mit einer keynote der Beigeordneten des Deutschen Städtetages Daniela Schneckenburger.
Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e.V. und
Wissenskulturen e.V. statt.
https://www.gsi-bonn.de/bildungsangebot/seminarliste/details/seminar/seminar/tagesdetail/erinnerungskultur-in-bonn-zwischen-haushaltskonsolidierung-und-demokratiestaerkung/9/7/2025.html
Also check out other Workshops in Bonn.