Liebe Gesonnene,
Wir haben uns in den letzten Wochen ein wenig rar gemacht, was daran lag, dass wir zunächst im Namen der Kunst unterwegs und danach irgendwie nach den Novitäten der jüngst vergangenen Zeit ein wenig „durch“ waren. Die Ausstellung von Suse Wolff lief auch ein wenig länger, als erwartet, da die potentiell Folgende leider aus privaten Gründen der Künstlerin ausfallen musste (aufgeschoben ist in diesem Fall aber mitnichten aufgehoben.) Suse (und uns) hats indes gefreut, war ihre Darbietung doch durchaus erfolgreich und geschätzt. :-)
Nun geht es mit einem eher ungeplanten, aber umso interessanteren Kandidaten weiter - Manfred Dörner aus dem dicken B, sprich unserer Bundeshauptstadt. Manfred wurde uns wärmstens ans Herz gelegt und so haben wir uns im September aufgemacht, um seine Werke in reellen Augenschein zu nehmen. Und was sollen wir sagen, nicht nur die imposanten Arbeiten haben uns fasziniert - auch und vor allem der Künstler selbst hat uns wirklich bewegt. Manfred mag nicht mehr der Allerjüngste sein, aber in dem Moment, in dem er über sein Leben als Künstler und seine Arbeit reminisziert, verschwinden seine Falten, das Gesicht glättet sich und die Augen leuchten wieder wie die eines Kindes. Grossartig, zu sehen, was Leidenschaft im Ausdruck eines Menschen zu bewirken vermag.
Die Malerei von Manfred Dörner ist das Spiel eines Künstlers, der seit Jahrzehnten auf der Suche ist nach dem, was Farbe vermag, wenn man sie einfach tun lässt. Dörner arbeitet mit der gleichen Entschlossenheit wie Gelassenheit: Er legt Schichten übereinander, zieht sie wieder ab, überstreicht, verwischt, lässt Zufall und Intuition Regie führen.
Was in seiner früheren Arbeit Metall und Konstruktion waren, ist heute Farbe und Bewegung. Die Leinwand wird zum Resonanzraum – ein Feld, auf dem Energie, Zufall und Entscheidung miteinander ringen. Seine Gemälde entstehen aus körperlicher Arbeit heraus, nicht aus Berechnung. Dörner steht selten still; er bewegt sich um die Leinwand wie in einem Tanz, folgt einem inneren Rhythmus. Dabei entstehen Bilder, die gleichermaßen still und kraftvoll sind – dichte, leuchtende Flächen, die von innerer Spannung getragen werden.
Manfred Dörner begann als Metallbildhauer, bevor er in den 1990er-Jahren die Malerei zu seinem zentralen Medium machte. Diese Entscheidung war kein Bruch, sondern eine Evolution – vom Material zum Geist, vom Gewicht zur Farbe. Doch das Handwerkliche blieb: die Genauigkeit des Blicks, die Zuversicht in den Prozess, die Geduld mit dem Unvorhersehbaren.
Seine Arbeiten entstehen aus der Begegnung mit dem Zufall, aber sie münden in eine bewusste Komposition. Dörner vertraut darauf, dass jedes Bild eine eigene Sprache findet – ohne Titel, ohne Erklärung. Die Oberfläche bleibt glatt, die Tiefe entsteht im Blick. Im Schichten, Überlagern und Verdichten zeigt sich sein Verständnis von Kunst als täglichem Experiment: ein fortwährender Versuch, die Balance zwischen Kontrolle und Loslassen zu finden.
So entstehen Werke, die gleichzeitig roh und fein sind, spontan und meditativ. Sie tragen die Spuren der Bewegung, aber auch die Ruhe des Moments in sich. Dörners Bilder erzählen nichts – und doch öffnen sie Räume, in denen sich Wahrnehmung, Erinnerung und Gefühl begegnen.
Kunst als Haltung, als Lebensform – das ist bei Manfred Dörner spürbar. Seine Kunst ist kein fernes Konzept, sondern gelebte Praxis: direkt, handfest, ehrlich.
Manfred Dörner wurde 1945 in Wiesbaden geboren – und schon früh war klar, dass er keinen gewöhnlichen Berufsweg einschlagen würde. Nach Ausbildungen als Kunstschlosser und Zahntechniker verlässt er die sicheren Pfade des Alltags und taucht ganz in die Welt der Kunst ein. Zunächst entstehen seine Werke aus Metall: Skulpturen aus rostigen T-Trägern und Stahlblechen, kraftvoll, rau und expressiv.
Doch Anfang der 70er Jahre zieht es ihn auf neue Pfade: Die Leinwand ruft. Sein Wechsel von der harten, industriellen Formensprache zur Malerei markiert den Beginn einer neuen kreativen Phase – und Anfang der 90er Jahre, mit dem Umzug von Freiburg nach Berlin, wird die Malerei endgültig sein Hauptmedium.
Heute sind Manfred Dörners Skulpturen in ganz Deutschland auf öffentlichen Plätzen zu entdecken, und seine Malerei zieht Besucher in Galerien und auf internationale Kunstmessen wie die renommierte ART BASEL. Dörner lässt uns die Welt intensiver sehen, er berührt, überrascht und bleibt lange im Gedächtnis – ein Erlebnis mit langer Halbwertszeit.
In diesem Sinne - halten wir es wie üblich: Kommt reichlich und wohlgestimmt. Wir freuen uns auf euch.
Jesus & Chris
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