Eröffnungsabend zum 52. Tag der Landesgeschichte
Machttrunken hat Jacob Burckhardt das 19. Jahrhundert genannt. In ihm ereigneten sich die „beiden Massenkatastrophen unter den europäischen Kleinstaaten“. So hat der Schweizer Historiker Werner Kaegi, ein Freund der Kleinen, das Ende des Alten Reiches und die Gründung des italienischen und des deutschen Nationalstaates empfunden. In diesen Ereignissen erreichte der lange Prozeß der Verstaatung Europas einen Höhepunkt. Er zielte auf den großen Staat, nun zunehmend als Nationalstaat gedacht, und auf das noch größere Imperium. Staaten und Imperien werden in Kriegen erschaffen und vergrößert, in Kriegszeiten sind kleine Staaten stets gefährdet.
Der Vortrag fragt nach historischen Entwicklungsmustern, die erklären helfen, warum staatliche Größe fasziniert. Wie reagierten Kleinstaaten und ihre Fürsprecher darauf? Der Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert, doch geblickt wird auch auf die Zeit danach, bis in die Gegenwart.
Dieter Langewiesche zählt zu den führenden Experten für die Geschichte des Nationalismus und Liberalismus. Von 1985 bis zu seiner Emeritierung 2008 war er Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Tübingen, von 1997 bis 2000 Gründungsprorektor der Universität Erfurt. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Geschichte des Liberalismus, des Parlamentarismus und der politischen Parteien, die Geschichte der Arbeiterkultur und des Bürgertums, die europäischen Revolutionen 1848/49, die Geschichte von Nation und Nationalstaat in Europa, die Geschichte des Krieges, der Universitäten sowie der Geschichtsschreibung selbst. Er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen, unter anderem der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Ehrendoktorwürde der Universität Erfurt, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Lion-Feuchtwanger-Preis der Akademie der Künste Berlin.
Der Vortrag ist öffentlich bei freiem Eintritt. Anmeldung unter www.geschichtsverein-hg.de/TdL. (Foto: Deutscher Bundestag)
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