Derya Yıldırım singt ein Lied, das sie von ihrer Großmutter kennt – ein anatolischer Volksklassiker: „Hop Bico“, das bedeutet „Hüpf herum, Bico“. Deryas Großmutter interpretierte das Stück auf ihre eigene Weise, Deryas Version ist ähnlich – und doch ganz anders. Das ist kein Zufall, sondern Konzept, denn Derya ist überzeugt: Wer ein altes Volkslied spielt, muss ihm etwas Eigenes hinzufügen, „sonst könnte man genauso gut die alte Platte auflegen“.
Als musikalisches Archiv kollektiver Erfahrungen umfasst das neue Album "Yarın Yoksa" Eigenkompositionen und featured drei traditionelle anatolische Volkslieder. Derya Yıldırım gibt ihre
Stimme dem kulturellen Erbe ihrer Familie, einem Volksliedgut, das im Gestern schon da war und das es lange noch geben wird. Behutsam und respektvoll überträgt sie die Lieder in die Gegenwart, färbt sie psychedelisch ein und unterlegt sie mit hypnotischem Gesang. So wird dem Vorhandenen etwas Neues hinzugefügt, das die Erfahrungen von Generationen enthält, auch die der heutigen Gesellschaft.
Geboren und aufgewachsen in Hamburg begann Derya ihre musikalische Reise bereits in jungen Jahren zu Hause, wo sie mit ihrer Familie traditionelle anatolische Volkslieder spielte. Ihr Vater
ermutigte sie, verschiedene Instrumente zu lernen – angefangen mit der Bağlama, einer siebensaitigen türkischen Laute. Daneben spielte Derya schon früh auch Klavier, Ud, Gitarre und
Saxophon und wurde zu einer vielseitigen Multiinstrumentalistin. Der Bağlama aber ist sie besonders verbunden geblieben – „sie hat einfach etwas sehr Magisches an sich, sie ist meine Weggenossin, sie erzählt meine Geschichte und trägt meine Stimme“.
All diese Einflüsse verdichtet Derya zu ihrer eigenen musikalischen Sprache, die sich aus der anatolischen Klangwelt speist und zugleich zeitgemäß und universell ist. Bei einem Theaterprojekt lernt sie 2014 die französischen Musiker Graham Mushnik (Keyboards) und Antonin Voyant (Gitarre, Flöte) von Catapulte Records kennen und gründet mit ihnen die Band Derya Yıldırım & Grup Şimşek. 2021 stößt die Drummerin Helen Wells dazu, die aus der DIY- und Psychedelic-Szene vom Kapstadt, Südafrika kommt.
Das neue Album "Yarın Yoksa" von Derya Yıldırım & Grup Şimşek fängt diese Seele ein und gibt ihrer Poesie und ihrer Widerständigkeit einen Raum – beides zentrale Themen in der anatolischen
Musiktradition: „Einige dieser Gedichte wurden vor Hunderten von Jahren geschrieben, aber sie sind immer noch aktuell. Diese Musik ist wichtig, weil sie nach wie vor die Stimme des Volkes, der Minderheit und der Unterdrückten ist“. Nachdem sie mehrere Alben selbst produziert hatten, haben sie 2024 beim New Yorker Label Big Crown Records unterschrieben und für "Yarın Yoksa" mit dem Grammy-prämierten Produzenten Leon Michels (El Michels Affair) zusammengearbeitet.
(c) Bild: Philomena Wolflingseder
T I C K E T S gibt es online bei tixforgigs (Link unterm Bild)
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